1. August 2025

#22 Qualitätsziele, Risiken und Planung

Kapitel 6 der ISO 9001 auf dem Prüfstand

Ein QM-System funktioniert nicht ohne Plan. Klingt banal, ist aber die zentrale Botschaft von Kapitel 6 der ISO 9001 – und genau das steht im Fokus dieser Folge. Die beiden Michaels machen deutlich, dass hier nicht einfach nur Formalitäten abgefragt werden, sondern unternehmerisch absolut sinnvolle Dinge auf der Tagesordnung stehen: Risiko- und Chancenbewertung, sinnvolle Zielsetzung und die Planung von Veränderungen.

Gleich zu Beginn klären sie ein oft missverstandenes Thema: Risikomanagement. Während andere Normen wie die ISO 27001 oder 14971 detaillierte Risikomanagementsysteme fordern, bleibt die 9001 pragmatisch. Sie verlangt keine FMEA oder komplexe Bewertungsmethoden – sondern gesunden Menschenverstand: Was kann schiefgehen, was gut laufen? Was muss ich beachten, um mein Unternehmen stabil und leistungsfähig zu halten? Die Michaels betonen dabei: Der risikobasierte Ansatz hilft nicht nur im Audit, sondern ist ureigenes Führungsinstrument. Wer als Unternehmer seine Risiken nicht kennt, steuert blind.

Der Übergang zu den Qualitätszielen ist fließend. Ziele sind kein Selbstzweck und keine Pflichtübung für Auditoren – sie helfen, den Fokus zu schärfen. Wichtig sei es, zwischen einmaligen Zielen (z. B. Einführung einer neuen Norm) und laufenden KPIs (z. B. Reklamationsquoten, Liefertermintreue) zu unterscheiden. Die Devise: Ziele müssen smart sein – spezifisch, messbar, realistisch, terminiert – und sie müssen zur Qualitätspolitik und den unternehmerischen Zielen passen. Ein guter Tipp aus der Praxis: Immer auch die Methode zur Zielerreichung und Messung dokumentieren – sonst sucht man ein Jahr später im Nebel.

Im dritten und letzten Abschnitt des Kapitels dreht sich alles um geplante Änderungen. Auch hier wieder: kein Normballast, sondern Alltag für jede Geschäftsführung. Änderungen – egal ob ERP-System, Standortwechsel oder neue Maschine – müssen durchdacht und nachvollziehbar geplant werden. Was ist der Grund? Was sind mögliche Auswirkungen? Wer ist zuständig? Und: Muss ich’s überhaupt tun? Die beiden schlagen vor, auch abgelehnte Änderungen zu dokumentieren – ein wertvoller Erfahrungsspeicher für die Zukunft.

Fazit: Kapitel 6 klingt trocken, ist aber voller unternehmerischem Pragmatismus. Wer hier sauber arbeitet, stärkt das eigene Unternehmen und sorgt nebenbei auch noch für ein stabiles QM-System.

Unsere Top 5

  • Risikomanagement nach ISO 9001 ist pragmatisch – keine FMEA-Pflicht, aber ein Muss für jede Geschäftsleitung.

  • Chancen und Risiken sollen sich am Unternehmensalltag orientieren – nicht an hypothetischen Katastrophenszenarien.

  • Qualitätsziele müssen nicht jährlich wechseln, aber sie sollten smart formuliert und methodisch gut dokumentiert sein.

  • Zwischen KPIs und Zielen gibt es klare Unterschiede – beide brauchen saubere Planung und Verantwortlichkeiten.

  • Jede größere Änderung im Unternehmen sollte geplant, dokumentiert und auf Risiken sowie Ressourcen geprüft werden.